Geschichte des Seminars für Nahoststudien

Das Studium der nahöstlichen Sprachen kann in Basel auf eine über hundertjährige Tradition zurückblicken. Wie an den übrigen europäischen Universitäten war das Studium des Islams und der damit verbundenen Sprachen zu Beginn nur im Rahmen der Theologie möglich. Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts "emanzipierte" sich die Orientalistik und nahm von nun an einen eigenen Platz innerhalb der Philosophischen Fakultät ein.

Erstmal 1871 lehrte der Basler Albert Socin (1844-99), der seine Sprachstudien in Göttingen, Leipzig und Halle betrieben hatte, orientalische Sprachen (Arabisch, Persisch, Türkisch, Kurdisch und Sanskrit) im Rahmen der Philosophisch-Historischen Fakultät. Doch schon 1876 verliess er seine Heimatstadt zugunsten von Tübingen und später Leipzig.
Der aus Freiburg im Breisgau stammende Adam Mez (1869-1917) ist der eigentliche Begründer der Islamwissenschaft in Basel. 1894 erhielt er die venia docendi für semitische Sprachen und Literaturen, noch vor der Jahrhundertwende folgten die ausserordentliche und danach die ordentliche Professur.
Nach seinem frühen Tod übernahm der Zürcher Friedrich Schulthess (1868-1922), der zuvor schon in Königsberg und Strassburg eine Professur für semitische Sprachen innehatte, seine Stelle. In seine Wirkenszeit fällt die Schaffung des Orientalischen Seminars (1919).
Rudolf Tschudi (1884-1960), ein gebürtiger Glarner, hatte den Lehrstuhl von 1922 bis 1949 inne. Während seiner Zeit änderte sich die rein auf semitische Sprachen begrenzte Ausrichtung des Seminars. Dem Dozenten wurde nun freigestellt, auch Vorlesungen und Übungen abzuhalten, die unter den weiteren Begriff der "orientalischen Sprachen" fallen. Mit der neu gewählten Bezeichnung "Orientalische Philologie" wurde der bereits von Adam Mez erhobenen Forderung entsprochen, auch die nichtsemitischen Völker des Islams in die Studien einzubeziehen, sofern es die persönlichen Verhältnisse erlaubten.
Mit dem Wechsel zu Fritz Meier (1912-1998) im Jahr 1949 wurde der Schwerpunkt auf "Islamwissenschaft unter besonderer Berücksichtigung der islamischen Religionsgeschichte und der persischen Literatur" gelegt. Neben Aufsätzen zu verschiedensten Themen der Islamwissenschaft und der orientalischen Philologie, die als Standardwerke der Orientalistik gelten, sind besonders Meiers Beiträge zur islamischen Mystik und persischen Dichtung hervorzuheben.
Gregor Schoeler (geb. 1944) folgte 1982 Fritz Meier auf dem Lehrstuhl. Als Arabist, Literaturwissenschaftler und Frühislamforscher steht er wissenschaftlich wieder mehr in der Tradition von Mez und Schulthess. Nach siebenundzwanzig Jahren als Vorsteher des Orientalischen Seminars wurde Gregor Schoeler auf Ende September 2009 emeritiert.
Seit dem Jahr 2010 ist Maurus Reinkowski Professor für Islamwissenschaft am Seminar. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf der neueren und neuesten Geschichte des Nahen Ostens und des östlichen Mittelmeerraums.
 
Das Seminar für Nahoststudien legte 2013 die bis dahin gebräuchliche Bezeichnung "Orientalisches Seminar" ab, um den allgemeinen Veränderungen in der internationalen Wissenschaftslandschaft gerecht zu werden.

Die Seminarräumlichkeiten

Seit seiner Gründung im Jahre 1919 hat das Seminar für Nahoststudien (ehem. Orientalisches Seminar) sein Domizil mehrfach gewechselt. Zunächst dem Indogermanischen Seminar angegliedert, wurde es von der ehemaligen Webstube am Stapfelberg in die alte Universität verlegt und von dort an den Münsterplatz. Für lange Jahre fand das Seminar dann in der ehemaligen Schreibstube für Arbeitslose am Rheinsprung eine Unterkunft. Schliesslich erfolgte der Umzug ins Hirschgässlein, 1996 an die Missionsstrasse 64a und seit dem Sommer 2007 befinden sich seine Räumlichkeiten an der Maiengasse 51.


Feierlichkeiten 100 Jahre Seminar für Nahoststudien

Am 26. und 27. September 2019 feierte das Seminar für Nahoststudien sein 100jähriges Bestehen, unter anderem mit einer Ausstellung in der Universitätsbibliothek Basel und einem Festakt.

Einige Impressionen des Festaktes finden Sie hier.

Fotos © Sarah Djavid Khayati und Mirjam Weidmann